Trauer um Südtirol-Freund
Hans Zehetmair
Im Alter von 86 Jahren verstarb im oberbayerischen Erding der frühere Kultusminister Hans Zehetmair, und sein Tod hat Bezug auch zu Südtirol, denn er war einer der beiden Gründungsvorsitzenden der Bayern-Südtirol-Gesellschaft, die im Jahre 2007 ins Leben gerufen worden war. Er hatte dieses Amt 12 Jahre lang inne und war als solcher der Partner von Bruno Hosp. Im Anschluss wählte ihn die Gesellschaft zum Ehrenvorsitzenden, während der bayerische Innenminister Joachim Herrmann sein bisheriges Amt übernahm.
Hans Zehetmair konnte auf eine gerade, saubere politische Laufbahn zurückblicken. Er begann sie als Stadtrat in Erding, wurde dort zweiter Bürgermeister und stellvertretender Landrat. Gleichzeitig leitete er die CSU in Erding als Kreisvorsitzender. Dieses Amt behielt er auch bei, als er direkt gewählter Abgeordneter von Erding zum Bayerischen Landtag wurde.
Doch im heimatlichen Erding gab es eine offene Wunde am Leib der CSU. Der Landrat war bis dahin immer noch gestellt von der Bayernpartei, und Zehetmair wurde berufen, das zu ändern. Er kandidierte also und hob tatsächlich den Amtsinhaber aus dem Sattel. So war er Erdinger Landrat, ein Amt, das er vom Sessel des Stellvertreters aus schon kannte.
Doch nach 8 Jahren hatte das Schicksal etwas anderes mit Hans Zehetmair vor, und es bediente sich dabei der bewährten Tatkraft des Franz Josef Strauß. Dieser berief Zehetmair zum Kultusminister, eine Aufgabe, die er in der langen Zeit von 1986 bis 2003 kenntnisreich und bravourös erfüllte.
Zehetmair brachte dafür alle Voraussetzungen mit, nicht nur seine politischen Erfahrungen. Er hatte Altphilologie studiert und am Dom-Gymnasium als Lehrer praktische Jahre verbracht. Er war über sein Fach hinaus hochgebildet, was sich seinem Publikum unmittelbar mitteilte, wenn er als Redner auftrat. Er verfügte über ein vorzügliches Gedächtnis, einen feinen Humor und Verantwortungsbewusstsein, das sein Amt forderte.
Dieses, der Sinn für Menschen und Gemeinwesen, veranlasste ihn auch, sich außerhalb der Politik um allgemeine Belange zu kümmern. So war er Vorsitzender des konservativen Katholischen Männervereins Tuntenhausen, Vorsitzender des Rates der Rechtschreibung und eben einer der beiden führenden Männer der Ersten Stunde in der Bayern-Südtirol-Gesellschaft.
Hans Zehetmair hinterlässt neben seinem großen Lebenswerk 2 Söhne und eine Tochter. Seine Frau ist ihm nach 60jähriger Ehe im Sommer vorausgegangen. Und er hinterlässt viele persönliche wie politische Freunde nördlich und südlich des Alpenhauptkamms.
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